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Hachmeister + Partner: Industrie und Handel verdienen zu wenig Geld

In seiner Keynote zum BTE-Kongress Fashion-Emotion forderte Felix Groß-Vallee von der Unternehmensberatung h+p eine stärkere Vertikalisierung der Branche, um die Ware bedarfsgerechter einsteuern zu können. Das Geschäftsmodell Wholesale sei in seiner aktuellen Ausprägung nicht zukunftsfähig, weil die Erträge auf beiden Seiten zu gering seien. 

 

Die Keynote zum BTE-Kongress Fashion-Emotion hatte es in sich. Keynote-Speaker Felix Groß-Vallee von BTE Kompetenz Partner Hachmeister + Partner (h+p) skizzierte kurz die derzeitigen herausfordernden Rahmenbedingungen („Riesenkrise“) für die Modebranche und verdeutlichte anhand der KPI´s der Unternehmen des h+p-Gesamtpanels die aktuelle Performance im Multibrand-Handel und deren Auswirkung auf die GuV:

h+p sieht die folgenden sechs zentralen Handlungsfelder für den Modehandel:

 

1. Auf die veränderte Saisonalität reagieren

Nach wie vor liegen große Defizite in der Warensteuerung. Es muss gelingen, die Ware bedarfsgerechter einzusteuern, um eine Überversorgung und damit hohe Abschriften zu vermeiden. Die Wetterfühligkeit sei in der Branche noch viel zu hoch. 

 

2. Nachhaltige Ertragsfähigkeit sicherstellen

h+p sieht die Ertragsfähigkeit des Multibrand-Handels stark gefährdet. Die aktuellen Erträge reichen nicht aus, um in die Zukunft der Unternehmen zu investieren. Ansatzpunkte seien: professionelles Liquiditätsmanagement, bessere Kosteneffizienz, signifikante Umsatzsteigerung, Komplexitätsreduzierung. 

 

3. Neue Kooperationsformen zwischen Industrie und Handel finden

Das derzeitige duale Geschäftsmodell mit einer hochkomplexen Wertschöpfungskette kann sich die Branche nicht mehr lange leisten: Handel und Industrie verdienen nach Ansicht von h+p zu wenig Geld. Ohne eine, auf Vertrauen basierende, stärkere Vertikalisierung bei der Flächensteuerung und Risikoteilung werde es in Zukunft nicht gehen. Außerdem wichtig: Der Erfolg von Flächen sollte anhand des Nettorohertrags/qm bemessen werden.

  

4. Fokus auf eigene Händler-DNA legen und Einkaufserlebnisse schaffen

Kundenbindung und -gewinnung gelingt laut h+p nur, wenn den Kunden außergewöhnliche Einkaufserlebnisse geboten werden: z.B. über Personal Shopping Services, sorgfältig kuratierte Sortimente, exklusive Kollaborationen und limitierte Kollektionen, individuelle Ansprache, besondere Events, Communitybuilding und innovative Technologien, die Mehrwerte bieten. 

 

5. In das eigene Team investieren

Der größte Erfolgsfaktor seien im Handel die Mitarbeitenden. Deshalb gelte es, diesen u.a. geeignete Anreizsysteme, Weiterbildungsmöglichkeiten, Entwicklungsperspektiven, Wertschätzung, angenehme Arbeitsatmosphäre und eine angemessene Bezahlung zu bieten, so Felix Groß-Vallee. 

 

6. KI als Enabler verstehen und gezielt einsetzen

KI-Tools bieten in vielen Unternehmensbereichen Entlastung und Unterstützung. Deshalb sei es wichtig, so h+p, sich mit dem Thema KI zu beschäftigen. Voraussetzungen für den Einsatz von KI-Tools seien: eine klare Zieldefinition und die Verzahnung mit der Geschäftsstrategie sowie die ausreichende Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Daten. Zudem müssten die Mitarbeitenden eingebunden und aufgeklärt werden, um Ängste abzubauen.