Durch den gezielten Einsatz von digitalen Tools und KI-Lösungen will das Modehaus Hagemeyer Prozesse kosteneffizienter gestalten. Außerdem sollen der Personaleinsatz und die Wareneinsteuerung optimiert und die Aufenthaltsqualität durch ein neues Gastrokonzept weiter verbessert werden.
Hagemeyer wird dieses Jahr eine Umsatzrendite von einem Prozent erzielen. „Das ist zu wenig, um unser Unternehmen durch geeignete Investitionen erfolgreich auf die Zukunft auszurichten“, weiß Martin Heinzmann. In 2025 will der Mindener Platzhirsch vier Euro Gewinn pro 100 Euro Umsatz erwirtschaften. Wie dies gelingen soll, zeigte der Geschäftsführer des 145jährigen Unternehmens auf dem BTE-Kongress Fashion-Emotion 4.0 auf.
Zum einen würden aktuell alle operativen Prozesse im Hinblick auf Optimierungspotenzial auf den Prüfstand gestellt. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang digitale Tools und KI-Lösungen. „Das Potenzial der Digitalisierung zur Kostensenkung und auch zur Verbesserung von Abläufen bis hin zur effektiveren Kundenbindung wird häufig unterschätzt. Allerdings sind nicht alle Lösungen sinnvoll. Bei der Auswahl sollte man seine Ziele und Strategien immer im Blick haben“, empfiehlt Heinzmann. Ein wichtiges Augenmerk von Hagemeyer läge auch auf der Verbesserung des Datenmanagements. Gemeinsam mit anderen Branchengrößen wie z.B. Stackmann und L&T sowie Hachmeister + Partner hat Hagemeyer die Datengemeinschaft PIM Service gegründet. Sie soll die Verfügbarkeit mit qualitativ hochwertigen Produktdaten sicherstellen.
Um die Auswirkungen des Fachkräftemangels abzufedern, hat Hagemeyer einige Maßnahmen eingeleitet. Zum einen wurde in bestimmten Zonen der Verkaufsfläche die Warenpräsentation so optimiert, dass die Flächen ohne Personal auskommen. Zum anderen wurde die Personalstruktur angepasst, sodass das Verhältnis zwischen Führungskräften und kompetenten Mitarbeitenden im Verkauf ausgewogener sei.
Das Sortiment wurde weiter fokussiert und die Vororder zugunsten von NOS-Programmen und kurzfristig orderbarer Ware reduziert. Zudem soll die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit leistungsfähigen Flächenlieferanten ausgebaut werden (Depots/Concession), ohne dadurch die Marke Hagemeyer zu verwässern. Die Profilierung soll über Sortimentsspitzen sowie über eine exzellente Beratung und Kundennähe gelingen. Zudem tragen Events und attraktive Gastrokonzepte zur Kundenbindung bei. Im Oktober wurde gerade die erweiterte und modernisierte Dolce Caffé-Bar nach Umbau neu eröffnet. Außerdem betreibt Hagemeyer ein Restaurant mit 160 Sitzplätzen. Hier unterstützt seit Neuestem ein Serviceroboter die Mitarbeitenden.
In punkto Online-Business setzt Hagemeyer weiter auf seinen Online-Shop, um bei den Kunden auch dann präsent zu sein, wenn sie zuhause auf dem Sofa sitzen. Den Verkauf über Online-Plattformen wurde hingegen eingestellt, „weil man damit kein Geld verdienen kann.“ Ein wichtiger Service sei die digitale Regalverlängerung mit kundenindividuellen Bestellungen, allerdings sei der gesamte Prozess in seiner aktuellen Form viel zu aufwändig und langwierig. „Wir suchen gerade nach Optimierungsmöglichkeiten“, so Heinzmann weiter.