
Die Düsseldorfer Messe EuroCIS war so groß wie nie. Die Suche nach Tools, die interne und kundenorientierte Prozesse vereinfachen und effizienter machen, treibt auch Mode- und Schuhhändler um. Dabei gewinnen KI-basierte Systeme immer weiter an Bedeutung.
Wie stark das Thema KI in der Handelstechnik an Fahrt aufgenommen hat, zeigt die aktuelle EHI-Studie ‚Technologie-Trends 2025‘: Für alle befragten IT-Experten im Handel ist KI der wichtigste Zukunftstrend. Bei der gleichen Umfrage vor zwei Jahren, waren nur 50 Prozent der Befragten dieser Meinung. Elke Möbius, Direktorin der EuroCIS, findet insbesondere das Potenzial von generativer KI spannend, die aus vorhandenen Daten neue Inhalte kreiert (wie z.B. ChatGPT). Dadurch würden sich viele weitere Anwendungsfelder bieten, die über die klassischen Einsatzgebiete von KI wie Smart Replenishment, Forecasting und Pricing hinausgingen. „Generative KI markiert einen neuen Meilenstein auf dem Weg, betriebliche Prozesse im Handel weiter zu beschleunigen und optimal auf die Kundenbedürfnisse auszurichten“, so die EuroCIS-Chefin. Insgesamt kamen 14.000 Besuchern zu der mit 500 Ausstellern ausgebuchten Düsseldorfer Messe (18. bis 20. Februar 2025).
Neue Payment-Optionen und digitale Kassenbons
Unter den Besuchern waren auch etliche Mode- und Schuhhändler auf der Suche nach innovativen Lösungen, die Prozesse vereinfachen und die Effizienz sowohl im Backoffice als auch auf der Fläche erhöhen. Dabei stets im Fokus: Customer Centricity. Für Andreas Köhler, CEO Advarics, ist Mobile Payment ein wichtiges Trendthema. „Die Kundinnen und Kunden wollen einen bequemen und unkomplizierten Checkout, am besten direkt auf der Fläche im Rahmen des Beratungsgesprächs.“ Auf diesen Trend zahlt auch die neue Lösung ‚Tap-on-mobile‘ des Payment-Dienstleisters PayOne ein. Sie ermöglicht Zahlungen auf mobilen Devices der Verkaufsberater. Durch Einscannen des QR-Codes landet der digitale Bon im Smartphone der Kunden.
Durch das Tool von Warrify wird ein solcher digitaler Beleg zu einem Touchpoint. Der Digitalbon wird nämlich in der Smartphone-Wallet der Shopper gespeichert. „Über diese Verbindung können Händler diesen Kunden später Angebote schicken, die an deren Produkt- oder Markenvorlieben anknüpfen. So wird vielleicht aus einem zufälligen Käufer ein Stammkunde“, erklärt Simon Hasenauer, Gründer des Start-ups.
Hutter & Unger präsentierte auf der EuroCIS die neueste Generation seiner Kunden-App mit einem neuen, von Instagram inspirierten Look & Feel und der Möglichkeit, Kunden-Newsletter auch über WhatsApp auszuspielen. Interessant ist zudem die Funktion ‚Digitaler Kassenbon‘, die das Ausdrucken eines Bons überflüssig macht.
Smarte Lösungen fürs In-Season-Management und Digital Signage
An einem ganz anderen Painpoint setzt das KI-Tool von Ayvee an: dem In-Season-Management. Es wurde von Patrick Michelberger gemeinsam mit seinem Bruder Klaus Michelberger vom gleichnamigen Männermodehaus in Bad Wurzach entwickelt. Die KI-Software analysiert permanent die Bestände und spricht auf Artikelebene Handlungsempfehlungen aus. Bei Rennern geht es beispielsweise um die rechtzeitige Nachorder. Für Penner gibt es verschiedene Optionen, wie z.B. Preisreduzierung, Umlagerung oder Auslobung einer Verkaufsprämie. Die Mitarbeitenden auf der Fläche bekommen die entsprechende Info über problematische Artikel per Push-Notification auf ihr Smartphone. Gerade letzteres macht das Tool für Klaus Michelberger so interessant: „Wir brauchen eine solche smarte Lösung, die automatisch dafür sorgt, dass die Daten aus unserer Wawi dort landen, wo sie aktiv genutzt werden können: im Verkauf.“
Eine Verkaufsunterstützung ganz anderer Art hat Digital Signage Spezialist Bütema auf der EuroCIS vorgestellt: ein webbasierter Chatbot als Personal Shopping Assistent namens Kira, mit dem sich die Kunden im Geschäft via QR-Code oder NFC verbinden können. Kira beantwortet Fragen zu den Produkten und hilft bei der Suche nach geeigneten Artikeln. Aktuell ist der Chatbot schon bei Galeria in Bonn in der Damenwäsche-Abteilung beratend im Einsatz.
Auszeichnung für die Omnichannel-Lösung von Pier 14
Multilabel-Filialist Pier 14 setzt in seinem Ahlbecker Store auf die Digital Signage-Lösung von Dimago und wurde für diese Omnichannel-Anwendung im Rahmen der EuroCIS mit dem ‚reta‘-Award des EHI Retail Institute ausgezeichnet. Die Kunden können sich auf den Screens gezielt Informationen zu Produkten anzeigen oder sich von Produktvorschlägen inspirieren lassen. Das System zieht sich die Daten aus dem Warenwirtschaftssystem von Remira. Für Pier-14 Geschäftsführer Stefan Richter ist aber auch noch eine weitere Anwendung interessant: In frequenzarmen Zeiten können die Mitarbeitenden Outfits für Stammkunden zusammenstellen. Der in den Stelen der Screens integrierte RFID-Reader erkennt die einzelnen Artikel und erstellt automatisch Marketing-Content, der per WhatsApp-Newsletter direkt an die entsprechenden Kunden geschickt wird. Pier 14 nutzt hierfür das Kommunikationstool von ‚hellomateo‘. Besonderheit: alle Artikel bei Pier 14 sind mit RFID-Etiketten ausgezeichnet (Dienstleister: Syspro).