Im Bild: Lanius
Vom 22. bis 24. Juli fand die Neonyt zum zweiten Mal auf dem Areal Böhler in Düsseldorf statt – in Lizenz der Messe Frankfurt, organisiert von Igedo Exhibitions. Deren Geschäftsführerin Ulrike Kähler resümierte: „Wir sind zufrieden. Die Messe tut unserem Standort gut.“ Die mb-Redaktion war vor Ort auch mit Ausstellern und Besuchern im Gespräch.
Ein kurzer Rückblick: Im Januar 2020 war die Neonyt auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof der Shootingstar unter den Messen, und Ecofashion schien den Durchbruch endgültig geschafft zu haben. Dann kamen Corona und bekanntlich Weiteres mehr. Ulrike Kähler ist bewusst, dass nun zunächst wieder Aufbauarbeit zu leisten ist, zumal unlängst der ein oder andere Pionier des vermeintlichen Zukunftsmarkts unter Druck geraten ist. Angesichts schmaler gewordener Konsumbudgets durch die Inflation scheint der ecofaire Mehrwert als Verkaufsargument wieder etwas in den Hintergrund gerückt zu sein. Und doch: Ein neuer Anfang ist gemacht.
„Klein, aber fein“, so nahmen Katharina Schmidt, geschäftsführende Gesellschafterin des Modehauses Cohausz in Borken und ihr Team die Neonyt wahr, entdeckten „interessante Labels. Nachhaltige Mode soll definitiv mehr Raum bei uns erhalten“, kündigt Katharina Schmidt an. ‚Armedangels‘ und ‚The Fashion People‘ zählen zu den Marken, die bis dato geführt werden.
Nachhaltig und flächenfähig
The Fashion People, die Eigenmarke der Katag, war mit einem Stand auf der Neonyt präsent, denn das Angebot soll nun auch Händlern außerhalb des Einkaufsverbunds zugänglich gemacht werden. „Von der kleinen Boutique bis zum großen Filialisten war das ganze Marktspektrum bei uns präsent“, freute sich Head of Brand Rena Marx. Die 2019 gestartete DOB-Kollektion ist im Segment Contemporary Casual positioniert. The Fashion People überzeuge nicht nur mit Warenausfall und Zertifizierungen, sondern zugleich hohen Kalkulationen und einem konsumigen Preis-Leistungs-Verhältnis: „Wir profitieren von unserem sehr guten Beschaffungsnetzwerk“, erklärte Rena Marx.
Auch das Newcomer-Label ‚Lichtblick‘ präsentierte sich in Düsseldorf. Einzelhändlerin Janine Kammann, die zusammen mit ihrer Schwester Alica das Modehaus Kammann mit Stammsitz in Osterholz-Scharmbeck leitet, lanciert die DOB-Marke zum Frühjahr/Sommer 2024. „Unsere Händlerkollegen sind begeistert“, berichtete die Unternehmerin in Düsseldorf und erklärte: „Wir punkten damit, Nachhaltigkeit, einen hohen Modegrad und Flächenfähigkeit miteinander zu verbinden.“
Im Bild: Store 13
Im Bild: Lanius
Wie man Ecofashion am POS in Szene setzen kann, machte Tanja Kliewe-Meyer auf der Neonyt vor. Die Gründerin der ecofairen Marke ‚Like a bird‘ betreibt in Herford das Multilabel-Geschäft Store 13, das nachhaltige Mode mit Möbeln (von ‚Paper Paste Living‘), Kunst und verkaufsfördernden Events kombiniert. Das Konzept wird auch anderen (potenziellen) Händlern als Sharing-Modell angeboten. ‚Greenbomb‘ und ‚Lanius‘ heißen die aktuellen Zugpferde innerhalb des Store-13-Markenportfolios.
Lanius, die gut etablierte DOB-Marke, stellte ebenfalls auf der Neonyt aus. Felina Türksch, im Bereich Sales beschäftigt, bescheinigte der Messe „Charme, Atmosphäre und eine gute Übersicht für den Handel. Wir hatten erfolgreiche Ordertermine und erhielten sehr positives Feedback zu unserer Kollektion“.
Ein Wechselbad der Gefühle dürfte derzeit Heiko Wunder durchlaufen, als Gründer und Geschäftsführer für die nachhaltige Pionier-Marke Wunderwerk verantwortlich (DOB und HAKA). Sein Unternehmen musste unlängst aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten Insolvenz anmelden. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, mit positiven Signalen: Auf der Neonyt gewann die Wunderwerk-Jeans aus italienischem Bio-Denim von Candiani den ‚Green Product Award Fashion‘ in der Kategorie ‚Editors Choice‘. Die Award-Verleihung in Kooperation mit dem Green Future Club zählte zu den Highlights des Neonyt-Rahmenprogramms.
Zu den langjährigen, bis dato durchgehend stabilen Playern der Ecofashion-Community, die auch im konventionellen Handel gelistet sind, gehört das Unternehmen Schweikardt Moden mit den DOB-Marken Dunque und Naturalmente. Es zeigte seine neuen Kollektionen auf der benachbarten Igedo-Plattform Fashn Rooms, nachdem man im Winter zur Neonyt-Premiere noch mit einer Doppelpräsenz aktiv war. Einfache Erklärung: „Den bereits bewährten Standort Fashn Rooms steuern unsere Handelspartner gezielt an. Im kommenden Winter, wenn abseits der Urlaubszeit die Messe-Frequenz und das Potenzial der Neukunden-Akquise traditionell höher sind, ist eine Zweifach-Platzierung aber wieder denkbar“, so Jürgen Schweikardt, der das Familienunternehmen zusammen mit seiner Mutter in zweiter und dritter Generation führt. Vom Handel wünscht er sich, „für diese Location mehr Zeit einzuplanen“, von der Igedo „Nachhaltigkeit dauerhaft als DNA zu verinnerlichen“.