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Pitti Uomo: Das sind die Menswear-Trends

Gute Nachricht für den Handel: Die Herrenmode wartet zum Frühjahr/Sommer 2025 mit wirklich neuen Looks auf. Sie demokratisiert und emanzipiert sich weiter. In Florenz waren eindeutige Strömungen und Key-Outfits erkennbar. Prägend: viel Leinen, Helligkeit und lässige Weite.

 

 

 

Joe Laschet, der gerade mit dem Buch ‚Gentleman Bold‘ eine moderne Stilbibel verfasst hat, brachte seine Florenz-Eindrücke so auf den Punkt: „Es ist sehr viel mehr Ton-in-Ton zu sehen, während es zuletzt kontrastreicher und bunter war. Die Farben sind ‚low‘, angeführt von Sandtönen. Understatement wird großgeschrieben.“ Für den Fashion-Influencer ist die Pitti Uomo „die größte Inspirationsquelle.“

 


Fotos: Styling-Impulse von der Pitti Uomo

Die diesmalige Veranstaltung stand unter dem Titel ‚Pitti Lemon‘, womit die Grundlage für eine sonnig-erfrischende Stimmung geschaffen wurde. In den Kollektionen indes dominierten andere, aber ebenfalls naturverbundene Nuancen. Beige, Sand, Kakao, pflanzliche Grüntöne und Blau – von Navy bis Petrol – geben demnach im Frühjahr/Sommer 2025 den Ton an. Aber auch Schwarz/Weiß und Rosé bis Burgund spielen eine tragende Rolle.

 

Weite Hosen – von kurz als Bermuda bis lang

 

Zu den Key-Items zählen helle Anzüge, u.a. aus Leinen oder Leinenmischungen. Wobei das Sakko immer mächtigere Konkurrenz erhält: vor allem durch das Overshirt, aber auch durch den Blouson. Smart Layering ist Trend, womit Mann flexibel auf nicht mehr vorhersehbare Wetterverhältnisse reagieren kann. Dabei erfährt das Unterhemd in Weiß Feinripp und weiteren vielfältigen Ausführungen als First Layer enorme Aufwertung.

 

Als zweite Schicht darüber bieten sich das aufgeknöpfte Hemd und/oder Overshirt beziehungsweise Sakko an (Zweireiher!). „Die neuen Looks bauen sich aber auch sehr stark über die Hose auf“, betonte Ralf Kammerer, Creative Director bei Digel. „Das Spiel mit Weite hat hohe Relevanz für die Saison, und ich bin zuversichtlich, dass sich auch die Mainstream-Zielgruppen zunehmend dafür öffnen werden – ausgelöst durch einen eindeutigen Wandel in den Sehgewohnheiten.“ Wie es die DOB vorgemacht hat, sind weite, teils sehr lange, die Schuhe umspielende Hosen angesagt. Im Trendbericht der Pitti wird das Wort „fluid“ genutzt, um die fließenden Silhouetten zu beschreiben.


Fotos: Key-Items der neuen Saison, links im Bild: Carl Gross

Halbarm-Sommerstrick zählt zu den Aufsteigern

 

Waren Frauen an heißen Sommertagen bisher mit Kleidern, Röcken und offenen Schuhen im Vorteil, so ziehen die Männer nun nach: Die Bermuda, ebenfalls weit geschnitten, war in Florenz omnipräsent, selbst in Business Looks. Oftmals bildete sie dabei eine stoffliche Einheit mit Hemd, Sakko oder Overshirt. Neben Unis sind Streifen en vogue.

 

Ein weiteres starkes Thema: Sommerstrick in Form gestrickter und vielfach strukturierter Halbarm-Shirts und Polos, ob mit Polo- oder mit Trophy-Kragen. „An dieser Stelle ist gerade viel Bewegung, und das Produkt versteht auch der konventionelle Kunde“, zeigte sich Heiko Ihben, Chief Brand und Chief Product Officer bei Olymp, überzeugt. Die japanische Brand Mooncastle setzt ihre Strickshirts mit dem Garn ‚Ice Cotton‘ des Schweizer Unternehmens Spoerry um – mit coolem Touch als Mehrwert.

 

In Sachen Outerwear zählt der Trenchcoat zu den Topprodukten. Bei Bugatti beispielsweise passt er als fast schon ikonisches Produkt zur Neuausrichtung „back to the roots“ und gibt dem lässigen Layering die äußerste Schicht. Für ein rundes Gesamtbild hält Heiko Ihben von Olymp außerdem Accessoires für wichtig. Das Pfadfinder-Tuch machte auf der Pitti Uomo so manchen Look perfekt. „Krawatte zum Overshirt – gerade derartige Kontraste sorgen für Spannung“, führte der Chief Product Officer ein weiteres Beispiel an.

 

„Modisch betrachtet, sind in dieser Saison viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Jetzt kommt es darauf an, wieviel Risikobereitschaft der Handel zur neuen Saison mitbringt“, so Ralph Böhm, einer der Geschäftsführer von Création Gross.