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Shein & Temu: Geschätzt eine Milliarde Direktimporte

Im vergangenen Jahr ist das Angebot an Bekleidung in Deutschland um über 20 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum haben die Endverbraucher ihr Kaufverhalten laut GfK allerdings kaum geändert. Wer hat deren Nachfrage nach Bekleidung befriedigt? Der BTE geht davon aus, dass die chinesischen Online-Plattformen Temu und Shein eine erhebliche Rolle spielen. 

 

2022 entfiel laut offizieller Import- und Exportstatistik auf jeden Einwohner Deutschlands statistisch ein Angebot von 53 Bekleidungsteilen (Gesamtmenge 4.457 Mio). Im vergangenen Jahr lag dieser Wert laut (vorläufiger) amtlicher Berechnung nur noch bei 42 Teilen (Gesamtmenge 3.514 Mio.). Dies entspricht einem deutlichen Rückgang von 21,2 Prozent. Im Schuhbereich war die Entwicklung sogar noch dramatischer: Hier sank das Marktangebot in 2023 sogar um 35,6 Prozent. Pro Kopf entspricht dies einem Rückgang von fünf auf drei Paar Schuhe. 

 

Nach Einschätzung des BTE lässt sich dieser deutliche Rückgang der in Deutschland angebotenen Modeartikel nicht über ein verändertes Konsumverhalten erklären. Laut des repräsentativen Consumer Panels der GfK-Marktforschung lag die Zahl der gekauften Bekleidungsartikel in 2023 nur leicht unter dem Wert von 2022. 

 

Der BTE nimmt an, dass diese statistische Angebotslücke primär auf nicht erfasste Direktimporte der Endverbraucher bei stark expandierenden Anbietern wie z.B. Shein und Temu zurückzuführen ist. Nach Schätzungen des SPD-Handelsexperten Alexander Bartz kommen täglich 400.000 Pakete mit Produkten verschiedenster Warengruppen von Shein und Temu in Deutschland an. Diese Mengen würden den deutschen Zoll völlig überfordern. Zudem fallen viele Lieferungen unter die Bagatellfreigrenze von 150 Euro und würden auch deshalb in offiziellen Statistiken nicht berücksichtigt. 

 

Der BTE kritisiert diese stark steigende Zahl unkontrollierter Importe aus Fernost, die vielfach in hohem Maße nicht verkehrsfähig und zum Teil sogar gesundheitsgefährdend für die Konsumierenden seien. Zusammen mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) fordert der BTE eine stärkere Kontrolle der Importe aus Drittstaaten, damit wieder ein fairer Wettbewerb für alle Akteure innerhalb der EU gewährleistet wird. Tatsächlich gibt es, einem Bericht der ARD zufolge, bereits Pläne der Europäischen Kommission den bisherigen Freibetrag von 150 Euro für zollfreie Importe abzuschaffen. Kunden müssten demnach auch bei Bestellungen unter diesem Wert Zölle entrichten. 

 

Laut der aktuellen Analyse ‘Trend Check Handel’ des ECC Köln sind Bekanntheits- und Nutzungsrate der chinesische Online-Player rasant gestiegen: 91 Prozent kennen sie und 43 Prozent der befragten Konsumierenden nutzen sie. Unter der 18- bis 29-Jährigen ist es sogar jeder zweite (51 Prozent). Der Bekanntheitsgrad wird durch die massive Präsenz auf den Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram gepusht.