· 

Textil- und Bekleidungshandel: Der Markt stagniert

Im vergangenen Jahr konnte im deutschen Textileinzelhandel über alle Absatzkanäle kein Umsatzplus erzielt werden. Diese Stagnation bei gleichzeitig stark gestiegenen Kosten stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen. Die Branche hofft auf eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte. 

 

Nach ersten Hochrechnungen des BTE ist der Einzelhandelsumsatz mit Bekleidung sowie Haus- und Heimtextilien im letzten Jahr mit einem Volumen von 67,5 Milliarden Euro (inkl. MwSt.) im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert geblieben. Diese Stagnation bei gleichzeitig stark gestiegenen Kosten sei ein alarmierendes Zeichen, warnt BTE-Präsident Mark Rauschen: „Viele Unternehmen können nicht mehr wirtschaftlich arbeiten.“ 

 

Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau 2019 lag der Umsatz über alle Vertriebssysteme (offline und online) um 4,5 Prozent höher. Da diese Angaben auf nominalen Zahlen beruhen, täusche das vermeintliche Wachstum. Real betrachtet ist der Markt seit 2019 geschrumpft, so BTE-Geschäftsführer Axel Augustin. Besonders alarmierend sei die Umsatzentwicklung des stationären Bekleidungshandels (inkl. vertikal organisierter Filialunternehmen wie Zara, H&M, C&A). In diesem Segment (ohne Heim- und Haustextilien) sank der Umsatz im vergangenen Jahr um knapp ein Prozent und liegt damit fast fünf Prozent unter dem Umsatz von 2019. Hierin spiegelten sich auch die vielen Insolvenzen und Geschäftsaufgaben wider, so Augustin. Er schätzt, dass jährlich etwa 500 Textilhändler ihre Türen für immer schließen. 

 

Bei der Betrachtung der drei verschiedenen Absatzkanäle (stationärer Fachhandel, Online/Versand und sonstiger stationärer Handel) wird die unterschiedliche Entwicklung seit 2019 deutlich:

• Auf den gesamten stationären Textil- und Bekleidungsfachhandel entfielen 2024 nach BTE-Hochrechnungen rund 36 Milliarden Euro. Er kommt damit auf einen Marktanteil von 53,3 Prozent (2019: 56,2 Prozent).

 

• Für Unternehmen mit dem Schwerpunkt Versand- bzw. Onlinehandel hat der BTE ein Umsatzplus in Höhe von 1,6 Prozent für 2024 errechnet. Gegenüber 2019 hat dieser Vertriebsweg sogar um fast 33 Prozent zugelegt. Der gesamte Distanzhandel mit Bekleidung sowie Haus- und Heimtextilien erreicht damit nach BTE-Hochrechnungen einen Umsatz von 19,1 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Marktanteil von 28,3 Prozent (2019: 21,4 Prozent).

 

• Die Textil- und Bekleidungsumsätze von sonst. stationären Händlern, die textile Sortimente führen (z.B. Warenhäuser, Lebensmitteldiscounter) blieben im letzten Jahr nach BTE-Schätzungen unverändert gegenüber 2023 bei über 12 Milliarden Euro. Der Marktanteil dieses Absatzkanals liegt damit bei 18,4 Prozent (2019: 22,4 Prozent).

Hinweis: Für die BTE-Zuordnung der Umsätze nach Vertriebsformen ist - anders als bei den meisten Betrachtungen aus Verbrauchersicht - der Umsatzschwerpunkt der Unternehmen maßgeblich. Bei vorwiegend stationären Modegeschäften fließen ggf. also Umsätze mit Schuhen oder aus Online-Verkäufen mit in deren Gesamtumsatz ein.

 

Der BTE hofft, dass sich der Markt durch eine bessere Konsumstimmung in der zweiten Jahreshälfte belebt und erste Maßnahmen der neuen Bundesregierung in Richtung Bürokratieabbau und Mittelstandsförderung greifen. Insgesamt sind die Erwartungen für 2025 im Fachhandel allerdings gering. Laut einer Umfrage des BTE rechnen nur ein Drittel der Unternehmer mit einem Umsatzplus von über einem Prozent: